Decentralized Finance, CBDC und die Zukunft des Finanzsystems.

Warum sollte man sich mit diesem Thema beschäftigen?

Ich spreche in meiner Projektarbeit bei der Kasuria GmbH mit Mathematikern, Informatikern, Blockchain-Data- und Software-Engineers, Investoren (Banken, Family Offices, Crypto-Natives), Professoren, Forschern, Start-ups und Behörden. Was ich dabei gelernt habe ist folgendes:

Wir durchleben gerade die größte Transformation des Finanzsystems aller Zeiten. Vieles von dem, was wir seit Ewigkeiten kennen wird sich in den kommenden Jahren drastisch verändern. Aus dieser neuen Situation entstehen neue Gefahren und neue Möglichkeiten. Mit diesem Artikel möchte ich sie dabei unterstützen mögliche Risiken erkennen und abwehren zu können und neue Chancen für sich zu nutzen.

Werfen wir gemeinsam im ersten Schritt einen Blick auf das „Big Picture“.

Das „Big Picture“

Ich empfehle Ihnen sich mit folgenden vier Punkten zu beschäftigen:

1 – Blockchain und Distributed Ledger Technology (DLT)
2 – Central Bank Digital Currencies (CBDC)
3 – Cryptocurrencies
4 – Decentralized Finance (DeFi)

Ich werde im Folgenden auf die einzelnen Punkte eingehen. Keine Sorge, ich werde alles so einfach verständlich wie nur möglich erklären und auf technische Details weitestgehend verzichten.

Blockchain und Distributed Ledger Technology (DLT)

Betrachten wir zunächst den Ist-Zustand unseres Finanzsystems und die Unterscheidung zwischen Geld (z.B. Euro oder Dollar) und Geldgeschäften (z.B Kreditvergabe).

Im Folgenden Schaubild wird der Vergleich der alten und neuen Welt deutlich. Cryptocurrencies wie Bitcoin oder Ethereum sind die Währungen der neuen digitalen Finanzwelt. Geldgeschäfte wie zum Beispiel die Bereitstellung von Kapital erfolgt jedoch nicht über zentrale Instanzen wie Banken, sondern über sogenannte DeFi-Protokoll an denen Sie selbst teilnehmen können.

Sie können sich jederzeit eine Bitcoin oder Ethereum Node herunterladen und werden damit Teil des dezentral organisierten Finanzsystems. Die Besonderheiten hierbei sind folgende: Die neue Welt ist „permissionless“. Es gibt also keine Gatekeeper die sie an der Teilnahme hindern könnten. Jeder kann mitmachen. Darüberhinaus können Sie sowohl die Rolle des Kunden einnehmen, also Kredite für sich beanspruchen, wie auch Kapital bereitstellen, also in die Rolle der Bank schlüpfen.

Zusätzlich gibt es harte Fakten die echte Mehrwerte schaffen. So ist beispielsweise der Transfer von Geldsummen über Landesgrenzen hinweg per Blockchain deutlich günstiger. Sie können im Prinzip jede Summe von Geld für die geringen Netzwerkgebühren der jeweiligen Blockchain transferieren. Dies ist deutlich kosteneffizienter als der festgelegte Prozentbetrag der Überweisungssumme innerhalb der aktuellen, traditionellen Finanzsysteme.

Die neuen Technologien werden die alte Welt jedoch nicht einfach ersetzen. Das wahrscheinlichste Szenario ist eine Co-Existenz. Die verschiedenen Systeme haben unterschiedliche Merkmale, die für den jeweiligen Einsatzzweck entscheidend sind. Distributed Ledger Technology ist transparent und öffentlich einsehbar. Über Webseiten wie zum Beispiel Etherscan können Sie, sofern Sie die Wallet-Adresse kennen, alle Transaktionen einer Wallet einsehen. Für manche Anwendungszwecke ist dies sehr sinnvoll, für andere wiederum nicht.

Central Bank Digital Currencies (CBDC)

Der zweite wichtige Punkt um das „Big Picture“ verstehen sind Central Bank Digital Currencies (CBDC). Aktuell befinden sich bei allen Zentralbanken dieser Welt entsprechende Programme in der Entwicklung. Den aktuellen Status kann man auf folgender Website betrachten: https://cbdctracker.org/. Das Ökosystem innerhalb dessen sich CBDC bewegen werden ist aktuell noch nicht definiert und verschiedene Fragen offen. Unklar ist zum Beispiel, ob sogenannte „Neutral Bridge Assets“, Blockchains oder andere Technologien für Transaktionen der CBDC verwendet werden. Klar ist, die CBDC selbst werden nicht auf der Blockchain laufen.

Cryptocurrencies

Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoin oder Ethereum sind wohl das prominenteste Thema der neuen, digitalen Finanzwelt. Im Folgenden sehen Sie eine Tabelle der 7 größten Kryptowährungen, berechnet nach Marktkapitalisierung (Stand Oktober 2022). Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass die einzelnen Kryptowährungen unterschiedliche Charakteristika und Einsatzzwecke haben. Bitcoin zum Beispiel kennzeichnet sich dadurch aus, dass er nicht programmierbar ist und die Menge aller Bitcoin eine Obergrenze von 21 Millionen niemals überschreiten kann. Ethereum auf der anderen Seite ist programmierbar. Auf der Ethereum Blockchain können Smart Contracts platziert werden, innerhalb derer mit Ethereum gezahlt werden kann. Tether (USDT), USD Coin (UDSC) und Binance USD (BUSD) sind sogenannte Stable Coins. Stable Coins folgen dem Gedanken des früheren Goldstandard. Die Coins sind an eine andere Währung gekoppelt, in den genannten Fällen des US Dollar, daher auch die Namensgebung innerhalb der währungsspezifischen Abkürzungen. Andere Kryptowährungen wie Ripple (XRP) sind für spezifische Einsatzzwecke konzipiert. Kryptowährungen unterscheiden sich also elementar in ihrer Konzeption und dem Einsatzzweck.

Quelle: Coinmarketcap.com

Decentralized Finance (DeFi)

Starten wir mit folgender Hypothese in den finalen und spannendsten Themenabschnitt:

Decentralized Finance (DeFi) ist gekommen um zu bleiben und wird in den nächsten Jahren die globale Finanzwelt fundamental transformieren.

Gehen wir dieser Hypothese auf den Grund, denn es gibt Indikatoren, anhand derer man das Gegenteil vermuten könnte. An dieser Stelle ist es sinnvoll sich mit einem neuen Kernbegriff vertraut zu machen: TVL. Diese Abkürzung steht für „Total Value Locked“ und beschreibt die Summe an „Geld“, die in DeFi-Protokollen von Investoren hinterlegt ist. Diese Kennzahl ist seit Mitte 2022 stark gefallen und hat sich seither nicht erholen können. Investoren haben also Kapital aus DeFi-Protokollen abgezogen. Wieso kann man also annehmen, dass DeFi sich durchsetzen wird, obwohl die Adaption aktuell augenscheinlich eine andere Sprache spricht?

Quelle: Defillama.com

Hierfür gilt es weitere Indikatoren zu identifizieren und so einen besseren Überblick über die Gesamtsituation zu erhalten. In den letzten Jahren ist die Zahl der aktiven Nutzer in DeFi-Protokollen kontinuierlich mit hohen Zuwachsraten gestiegen. Zusätzlich wächst die Zahl der Programmierer, die an DeFi-Projekten arbeiten, die Anzahl an Transaktionen über die Ethereum Blockchain nimmt stetig zu, VCs investieren hohe Summen in DeFi Protokolle und nicht zuletzt beschäftigen sich auch die Regulierungsbehörden mit dem Thema und versuchen einen verlässlichen Rechtsrahmen zu schaffen. Man kann also durchaus annehmen, dass wir uns aktuell in einer Phase befinden, in der das Ökosystem geschaffen wird, in dem man sich in Zukunft bewegen wird.

Zur angesprochenen Regulatorik: Die aktuelle MiCA-Verordnung ist auf Kryptowährungen beschränkt und blendet das Thema DeFi noch aus. Daher ist das Thema für große Investment Corporations aktuell noch unantastbar. Die Betonung liegt hierbei auf „aktuell“, denn die interessanten Möglichkeiten des DeFi-Space sind hochattraktiv. Daher ist davon auszugehen, dass die großen Firmen in den nächsten Jahren schrittweise am Markt teilnehmen werden.

Quelle: KASURIA GmbH

Um zu verstehen, was den DeFi-Space so attraktiv macht, muss man betrachten, wie dort Erträge erwirtschaftet werden. Hier sind zwei grundsätzliche Mechanismen zu nennen. Zum einen die Bereitstellung von Kapital (Lending, Liquidity Pools) und zum anderen Sicherheitsmechanismen (Staking). Sie können zum Beispiel heute schon Ihr Geld in der Ethereum Blockchain „staken“, also Ihr Kapital für Sicherheitsmechanismen bereitstellen. Hierfür erhalten Sie als sogenannten „Staking Reward“ einen jährlichen Zins von geschätzt 5%. Einen Return auf ein Investment zu erhalten ist an sich nichts Neues, wo genau liegt also der disruptive bzw. revolutionäre Gedanke? Der Grund warum Decentralized Finance die Finanzwelt verändern wird ist die sogenannte „Composability“. Durch Multi-Step Strategien können sie Ihren Ertrag erhöhen. Ein Beispiel: Sie tauschen Euro in Ethereum und platzieren diese Kryptowährung in LIDO Finance. Von LIDO Finance erhalten Sie im Gegenzug einen sogenannten „Staked ETH Token“. Diesen können Sie in Curve Finance investieren und erhalten dort einen zusätzlichen Zins. Von Curve Finance erhalten Sie wiederum einen anderen Token, den Sie in Convex investieren können. Durch die Summe dieser Maßnahmen können Sie insgesamt einen höheren Zins erwirtschaften als durch eine einzelne Aktion wie zum Beispiel Staking in Ethereum.

Zu bedenken ist hierbei, dass das technische Risiko mit jedem zusätzlichen Smart Contract steigt. Es gibt bereits spezialisierte Anbieter, die sich mit der Einschätzung der technischen Risiken eines Anbieters beschäftigen. Andere Firmen fokussieren die Governance Risiken und wieder andere, wie zum Beispiel die Kasuria GmbH aus München, legen das Hauptaugenmerk auf die Analyse der Finanz Metriken. Siehe hierzu folgendes Schaubild:

Kasuria: Simulation von Multi-Step DeFi Strategien per SaaS-Lösung

Das Ziel ist die Multi-Step Strategien auf Basis historischer Daten bewertbar zu machen. Sowohl aus der Perspektive einer vorhandenen Strategie sowie gewünschter Zielmetriken.

Fazit

Die einzigartigen Möglichkeiten die sich durch Blockchains, Kryptowährungen und DeFi-Protokolle ergeben, werden in der nahen Zukunft dafür sorgen, dass unser Finanzsystem fundamental transformiert wird. Wer in dieser neuen Welt zu den Gewinnern gehören will, sollte die Mechanismen verstehen. Nur so lassen sich Gefahren einschätzen und Chancen nutzen.


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